Okeanos (griechische Mythologie)
Gewaltiger Strom, umfließt die Erde
Okeanos (altgriechisch Ὠκεανός Ōkeanós, lateinisch Oceanus) gehört in der griechischen Mythologie zu den mächtigsten Göttern, die es gibt. Natürlich stellt sich die Frage, ob Okeanos mächtiger als
Zeus >> ist.
Meistens wird Zeus als der mächtigste Gott aller Götter dargestellt. Taucht jedoch Okeanos auf, lassen sich Zweifel anmelden.
Eltern
Wer die Eltern des Okeanos sind, wird unterschiedlich überliefert. Der Theogonie des Hesiod nach zu urteilen, ist Okeanos ein Titan und gehört zum ersten Göttergeschlecht in der griechischen Mythologie. Dieser Genealogie folgend, ist
Gaia >> die Mutter des Okeanos und
Uranos >> der Vater.
Gaia und Uranos, alle gemeinsamen Nachkommen >>Andere Autoren spekulieren darüber, ob Okeanos das Urmeer bzw. die Ursuppe ist. Okeanos wäre demnach mythologisch das Nirwana oder der Ursprung der Welt.
Schwester und Gemahlin
Legen wir weiter die Genealogie des Hesiod zugrunde, ist
Tethys >> Schwester und Gemahlin des Okeanos.
Macht
Was macht Okeanos derart überaus mächtig? Okeanos ist der Energie-Motor der Erde. Gott Okeanos fließt als gewaltiger
Strom >> um die Erde herum und erzeugt auf diese Weise die Energie für die Erde. Interessant ist, dass Okeanos auch die Insel der Seligen umfließen soll.
Neutralität im Krieg
Im Krieg um die Weltherrschaft (olympische Götter versus Titanen) war Okeanos neutral. Okeanos hat sich nicht an den Kriegshandlungen beteiligt.
Weigerung, Befehle zu befolgenDie olympischen Götter haben diesen Krieg gewonnen. Danach mussten bei besonders wichtigen Ereignissen alle Götter an den Versammlungen im
Olymp >> teilnehmen. Es kommt zwar nur sehr selten vor, dass alle Götter teilnehmen müssen. Jedoch: Auch an diesen Versammlungen nimmt Okeanos nicht teil. Zeus straft sehr oft ausgesprochen hart. Den Okeanos kann Zeus offenkundig nicht in den Griff bekommen.
Vater aller Flüsse
Okeanos gilt als Vater aller Flüsse der Erde. Häufig heißt es, dass Okeanos der Vater von 3.000 Flussgöttern ist. Überdies wird Okeanos als Vater der
Okeaniden >> überliefert. Es gibt viele interessante Mythen über Flussgötter, deren Vater Okeanos ist. Der
Eridanos >> ist ein Beispiel für einen spannenden Mythos. Der älteste und vornehmste Flussgott wird mit den Namen
Acheloos >> überliefert.
Eine Erzählung berichtet, dass Tethys und Okeanos heute keine gemeinsamen Nachkommen mehr zeugen. Es heißt, dass
Hera >> darüber erzählte. Demnach befinden sich Tethys und Okeanos heute im Streit.
Lässt sich diese Trennung erklären?
Die Trennung vom Urpaar Okeanos und Tethys lässt sich kaum erklären. Ein Erklärungsversuch nimmt Bezug auf das babylonische Urpaar Apsu und Tiamat.
Eos und HeliosEs ist schon lange zur Routine geworden: Morgens taucht zuerst
Eos >> aus dem Okeanos auf. Wenig später folgt ihr Bruder
Helios >>, ebenfalls aus dem Okeanos auftauchend.
Kult
Als Vater der Flussgötter und Okeaniden spielt Okeanos in der griechischen Mythologie eine große Rolle. Ein Kult um Okeanos ist trotzdem nicht greifbar (gemäß den antiken Quellen).
Darstellung
Konkret wird Okeanos nur extrem selten dargestellt. Es ist auch schwierig, Okeanos in der Kunst darzustellen.
Quellen
Hesiod >>, Theogonie 132; 337–370; 398 und öfter
In
Homers >> Ilias und Odyssee wird Okeanos häufig beschrieben
Bibliotheke des Apollodor >> 1,3
Platon >>, Timaios
Pindar, Olympien 3,44: Nemeen 3,21,4; Pythien 4,251
Aischylos, Der gefesselte
Prometheus >> 284–287; 330; 394–396
Orphischer Hymnos 83
Viel mehr Quellen der Antike berichten über den gewaltigen Okeanos.
Literatur
François Lasserre: Okeanos. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 267–270
Albin Lesky: Thalatta. Der Weg der Griechen zum
Meer >>. Rohrer, Wien 1947, S. 58–87
Josef Vital Kopp: Das physikalische Weltbild der frühen griechischen Dichtung. Ein Beitrag zum Verständnis der vorsokratischen Physik. Paulusdruckerei, Freiburg im Breisgau 1939, S. 55
Die Musik nach dem
Chaos >>. Der Schöpfungsmythos der europäischen Vorzeit. Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck, Innsbruck 2010
Michael Janda:
Elysion >>. Entstehung und Entwicklung der griechischen Religion. Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck, Innsbruck 2005
Hans Herter: Okeanos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XVII,2, Stuttgart 1937, Sp. 2308–2361
Herbert A. Cahn: Oceanus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VIII, Zürich/München 1997, S. 907–915
Herbert A. Cahn: Okeanos. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VII, Zürich/München 1994, S. 31–33
Paul Weizsäcker: Okeanos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 809–820
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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