Charon (griechische Mythologie)
Greiser und düsterer Fährmann
Charon (altgriechisch Χάρων Chárōn, Kurzform zu χαροπός charopós = deutsch -> ‚mit funkelnden Augen‘) in der griechischen und römischen Mythologie wird als düsterer und greiser Fährmann beschrieben.

Charon hat die Aufgabe, Tote über die Totenflüsse (meist wird der Totenfluss
Acheron >> genannt) zum Eingang in die Totenwelt zu rudern. Insgesamt ist in der griechischen Mythologie von fünf Flüssen der Unterwelt die Rede, namentlich Acheron und....
Styx >>Kokytos >>Lethe >>Phlegethon >> (der Phlegeton mündet im
Tartaros >>).
Dabei wird der Totenfluss Styx als der Fluss des Grauens geschildert. In erster Linie schippert Charon die Toten über die Totenflüsse Acheron und Styx.
Die Eltern aller Flüsse - auch aller Totenflüsse - sind
Okeanos >> (gewaltiger Strom) und die
Tethys >>. Die Totenwelt in der griechischen Mythologie heißt
Hades >>. Gleichzeitig ist Hades als Herrscher über die Toten ein Gott. Im Winter steht dem Hades die
Persephone >> als Herrscherin über die Toten zur Seite.
Eltern
Die
Nyx >> wird als Mutter des Charon überliefert und
Erebos >> als Vater.
Erzählung
"Seinen Obolus entrichten" ist heute eine berühmte Redewendung. Ohne Obolus (griechisch Obolos) unter der Zunge, nahm (oder nimmt?) Fährmann Charon Tote nicht in sein Boot auf. Angehörige von Toten mussten alle Begräbnisriten korrekt durchführen. Dazu gehörte auch, dass Angehörige von Toten ihren toten "Liebsten" einen Obolus unter die Zunge legen mussten. Der Obolus wird als Münze in der griechischen Mythologie überliefert, die einen geringfügigen Wert hatte (im Mittelalter soll es ebenfalls Gebiete gegeben haben, wo es eine Münze mit dem Namen Obolus gab. Als Obolus im Mittelalter wird beispielsweise vom Sachsenpfennig gesprochen).
Gedeutet wird der Obolus als kleine Spende, Gebühr, Trinkgeld und als kleiner Geldbetrag. Der Obolus unter der Zunge von Toten war in der griechischen Mythologie die Vergütung für Charon. Wenn Tote in der griechischen Mythologie nicht komplett korrekt bestattet waren, nahm Charon sie nicht mit zum Eingang in den Hades. Diese zurückgelassenen Toten, mussten dann 100 Jahre am Ufer vom Totenfluss Acheron als Schatten umherirren. Charon wird als Sohn zweier Gottheiten (Nyx und Erebos) überliefert. Charon taucht jedoch eher nicht mit dem Titel Gott auf - sondern meist mit dem Attribut Fährmann.
Kultstätten
Es heißt, dass es Kultstätten des Charon gab. Diese Kultstätten waren demnach meist in Höhlen oder Felsöffnungen gelegen. Bezeichnet werden die Kultstätten des Charon Charoneia.
Kunst
In der Kunst wird Charon als finster und grämlich dargestellt. Charon ist mit einem dunklen Schifferkittel bekleidet. Es gibt auch Darstellungen, auf denen Charon als grässlicher Todesdämon abgebildet ist.
Quellen
Es gibt sehr viele Quellen der Antike, die über Charon berichten. Häufig wird das sehr hohe Alter des Charon betont. Beispiele für antike Quellen:
Ovid >>, Metamorphosen 10,73
Aristophanes, Die Frösche 139
Euripides,
Alkestis >> 441
Vergil,
Aeneis >> 6,324–330; 6,298–304
Pausanias >> Beschreibung Griechenlands 10,28,2
Viel mehr Quellen der Antike erzählen über diese greise Gruselgestalt Charon.
Literatur
Hans von Geisau: Charon. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1138
Paul Dräger: Charon. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 1107–1108
Otto Waser: Charon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 2177
Otto Waser: Charon, Charun, Charos. Mythologisch-archäologische Monographie. Weidmann, Berlin 1898
Wilhelm Heinrich Roscher: Charon. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 884–886
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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