Persephone (griechische Mythologie)
Zweigeteilte Göttin
Persephone (altgriechisch Περσεφόνη Persephónē, auch Κόρη Kore / Kora = deutsch -> Mädchen, gemeint ist eher Tochter, römisch Proserpina) ist im Winter die Königin der Totenwelt in der griechischen Mythologie (Göttin der Toten- bzw. Unterwelt).

Im Frühling / Sommer ist Persephone eine Fruchtbarkeitsgöttin.
Eltern
Zeus >> ist der Vater der Persephone und
Demeter >> die Mutter.
Zagreus
Erzählt wird, dass Zeus seine Tochter Persephone (Kore) in Gestalt einer Schlange schwängerte. Es wird so beschrieben, dass Zeus in der Gestalt dieser Schlange in seine Tochter Persephone hineingekrochen ist und befruchtete. Daraufhin gebar Persephone den
Zagreus >>. Zagreus sollte der Nachfolger des Zeus werden.
Erzählung
In der homerischen Hymne für Demeter steht der zentrale Mythos der Persephone geschrieben. Bei den homerischen Hymnen handelt es sich um Gedichte. Es gibt insgesamt 33 homerische Hymnen, die als Lobpreisungen der Götter zu betrachten sind. Die homerische Hymne für Demeter enthält 496 Zeilen. Eine zweite Hymne an Demeter besteht aus 3 Zeilen.
Hades
Berichtet wird, dass sich
Hades >> (Herrscher der Totenwelt) in Persephone (Kore) verliebte. Er bat Zeus, ihm Persephone (Kore) zur Gemahlin zu geben. Hades und Zeus wussten, dass Persephone niemals freiwillig an der Seite des Hades in der Totenwelt regieren wollte. Persephone hätte einer
Hochzeit >> mit Hades nicht zugestimmt. Zeus lehnte die Bitte des Hades weder ab - noch stimmte er zu.
Raub
Hades wertete die Nichtantwort des Zeus als Zustimmung und entschloss sich, Persephone kurzerhand zu rauben und in die Totenwelt zu entführen. Die Entführung der Persephone (Kore) geschah auf der Ebene von Nyse auf Sizilien (siehe
Kyane >>). Persephone (Kore) pflückte gerade Blumen. Durchaus schrie Persephone (Kore) um Hilfe. Zeus beobachtete die Entführung und ignorierte sie.
Trauer der Demeter
Die übrigen Götter - auch Demeter - wussten nicht, wo Persephone abgeblieben ist. Demeter - Mutter der Persephone - fiel in tiefe Trauer und irrte umher, um ihre Tochter zu finden. Persephone in der Totenwelt angekommen, fügte sich ihrem Schicksal. Ab jetzt fällt der weitere Name Kore weg und es heißt nur noch Persephone. Ab diesem Zeitpunkt war Persephone kein Mädchen (Kore) mehr.
Demeter im StreikIn ihrer Trauer um Tochter Persephone, trat Demeter in den Streik. Demeter hinderte alle Pflanzen der Erde daran, zu wachsen. Weltweit war nun Hungersnot angesagt. Alle Lebewesen der Welt waren nun in Gefahr, den Hungertod zu sterben. Zeus legte jetzt die Karten offen und sagte der Demeter und den anderen Göttern, wo Persephone geblieben ist.
Die zweigeteilte Göttin
Die Götter berieten nun, was zu tun ist. Schließlich fällte Zeus das Urteil und es wurde ein Kompromiss festgelegt. Im Winter ist Persephone an der Seite von Hades die Königin der Totenwelt. Im Frühjahr steigt Persephone aus der Totenwelt in die Oberwelt auf und dient an der Seite ihrer Mutter Demeter als Göttin der Fruchtbarkeit. Demeter stimmte diesem Kompromiss zu und ließ die Pflanzen wieder wachsen.
Makaria
Hades wird als Vater der
Makaria >> überliefert. Es erscheint daher wahrscheinlich, dass Persephone die Mutter der Makaria ist.
Kult
Persephone steht in enger Verbindung mit dem Zyklus der Jahreszeiten. Sowohl Demeter als auch Persephone gelten als Göttinnen der Fruchtbarkeit der
Erde >>. In künstlerischen Darstellungen lassen sich Demeter und Persephone oft nicht voneinander unterscheiden. Häufig wird Persephone jugendlicher dargestellt als Demeter. Was die Fruchtbarkeit betrifft, ist der Frühling in nahezu allen Religionen / Mythologien extrem bedeutsam. In der griechischen Mythologie markiert Persephone mit dem Aufstieg aus der Unterwelt den Beginn vom Frühling und somit symbolisch Fruchtbarkeit. Angekündigt wird der Frühling vom
Westwind Zephyr >>. Was den Frühling und die Fruchtbarkeit betrifft, ist auch die
Knospenbringerin Thallo >> sehr bedeutsam. Den Winter betreffend, wird Persephone meist als strenge Gemahlin des Hades dargestellt.
Was die Mysterien von
Eleusis >> betrifft, sind Demeter und Persephone extrem bedeutsam. In Eleusis wurde die Erzählung der Persephone als das Bild einer höheren Idee aufgefasst, nämlich der Unsterblichkeit der Seele.
Besonders berühmter Film
Im Film Matrix Reloaded (2003) taucht Persephone als Frau des Merowingers auf, der sie wiederum programmierte und damit die Rolle des Zeus als Vater einnimmt.
Der Stoff der Persephone wird in weiteren Filmen verarbeitet, die jedoch lange nicht so berühmt sind wie Matrix Reloaded. Wenn ich Matrix lese, denke ich sofort an
Morpheus >>.
Literatur
Christiane Brehm: Der Raub der Proserpina. Studien zur Ikonographie und Ikonologie eines Ovidmythos von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Dissertation, Universität Münster 1996
James George Frazer: Der Goldene Zweig. Das Geheimnis von Glauben und Sitten der Völker. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-55483-6, S. 572–581
Robert Graves: Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, ISBN 3-499-55404-6, S. 77–83
Gudrun Güntner: Persephone. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band III, Zürich/München 1986, S. 956–978
Berthold Hinz: Persephone. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 563–566
Valentia Hinz: Der Kult von Demeter und Kore auf Sizilien und in der Magna Graecia. Reichert, Wiesbaden 1998, ISBN 3-89500-052-3
Karl Kerényi: Kore. Zum Mythologem vom göttlichen Mädchen. In: Paideuma. Band 1, 1940, S. 341–380.
Ruth Lindner: Der Raub der Persephone in der antiken Kunst. Triltsch, Würzburg 1984, ISBN 3-87825-039-8
Leo Bloch: Kora und Demeter. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1284–1379
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