Hekate (griechische Mythologie)
Göttin der Totenbeschwörung, Magie + Hexerei
Hekate (altgriechisch Ἑκάτη Hekátē) ist in der griechischen Mythologie eine leicht gruselige Göttin.

Hekate wird angerufen, wenn es um Totenbeschwörung, Magie und Prophetie geht. Definiert wird Hekate daher als Göttin der Nekromantie, Theurgie und Magie. Weiterhin gilt Hekate als Wächterin der Tore zwischen den Welten. Als Göttin der Wegkreuzungen, Schwellen und Übergänge wird Hekate ebenfalls beschrieben. Theurgie ist ein Fachbegriff. Dabei geht es um religiöse Riten und Praktiken, die eine Verbindung zu göttlichen Wesen herstellen.
Hekate ist eine dreifaltige Gottheit (Triformis -> "Dreifaltige" - auch Trioditis bzw. Trivia -> "Dreiwege"). Diese
DREI ist prinzipiell in allen Religionen und Mythologien sehr magisch. Das Wort Magie: Altgriechisch μαγεία mageía = deutsch -> „Zauberei“, lateinisch magia.
Eltern
Überliefert wird die Titanide
Asteria >> als Mutter der Hekate. Asteria ist interessant, weil sie sich später in die schwimmende Insel
Delos >> verwandelt hat (oder von
Poseidon >> in die Insel Delos verwandelt wurde). Dabei ging es darum, einen Geburtsort für die olympischen Götter
Apollo >> (Allrounder) und
Artemis >> (Jagd) bereitzustellen. In diesem Zusammenhang gibt es eine sehr bedeutsame Schwester der Asteria mit dem Namen
Leto >>. Als Vater der Hekate wird
Perses >> genannt.
Besonderheit
In der Theogonie des
Hesiod >> wird eine Besonderheit geschildert. Hekate ist demnach eine Titanide. Die Titanen mussten sich nach dem Krieg um die Weltherrschaft dem
Zeus >> unterwerfen. Es ist so, dass Hekate eine Ausnahme darstellt: Als einzige Titanengottheit wurde Hekate nicht der Herrschaft des Zeus unterworfen. Hekate behielt ihre Unabhängigkeit. Diesbezüglich lässt sich anmerken, dass Zeus Hekate nicht unterwerfen wollte.
Okeanos >> hingegen, hat sich von Zeus nicht unterwerfen lassen. Manchmal taucht die Behauptung auf, dass sich Zeus vor Hekate fürchtet.
Spezialitäten
Die Spezialitäten der Hekate lauten Totenbeschwörung, Magie und Weissagung. Der Fachbegriff für Totenbeschwörung lautet Nekromantie. Das
Nekromanteion >> wird als Orakel der Totenbeschwörung überliefert. Im Kontext lässt sich Hekate auch als Göttin der Hexerei bezeichnen.
Den Menschen hilfreich?
In der Theogonie (Hesiod) wird Hekate als eine den Menschen hilfreiche Göttin beschrieben. Angeblich schenkt Hekate den Hirten fruchtbare Herden, den Fischern einen satten Fang, den Jägern fette Beute, Athleten und Kriegern Glück im Kampf. Weiterhin kann Hekate den Menschen jeden Wunsch erfüllen - aber auch verweigern. In den Beschreibungen des Hesiod steht überdies, dass Hekate eine enge Beziehung zu den Menschen hat. Hekate wird als die Gottheit mit den meisten Kontakten zu Menschen überliefert. Hekate kann Menschen Segen spenden. Je nach Lust und Laune, kann Hekate diesen Segen wieder rückgängig machen. Hesiod bezeichnet Hekate auch als Pflegerin aller Geschöpfe.
Kult
In aller Öffentlichkeit wurde (oder wird noch heute?) Hekate nicht gepriesen. Es geht um geheime und kleine Kreise, die sich an Hekate wenden. Die Ergebnisse dieser Anrufungen sollen erstaunlich sein. Hekate kann nämlich die Tore zur Totenwelt öffnen, Kontakte zu Toten herstellen und Geister beschwören. Es ist in diesem Zusammenhang auch von Privat- und Mysterienkult die Rede.
Der Hekate soll in privaten Kreisen durchaus geopfert worden sein (die Götter gelten als unsterblich. Wer weiß, vielleicht wird auch heute noch der Hekate geopfert?). Als Opfergaben zu Ehren der Hekate, ist von Speisen, Lämmern und Hunden die Rede. Die berühmte
Medea >> wird als eine der Priesterinnen der Hekate überliefert. Die Medeasage ist ein Stoff, der in der Weltliteratur besonders umfangreich thematisiert wird. Medea wird als Kundige überliefert, was Zauberwissen betrifft. Dieses Zauberwissen wurde ihr von Hekate übermittelt.
Attribute und Symbole
Es gibt einige Symbole und Attribute der Hekate, Beispiele: Fackel, Schlange, Dolch, Schnur, Schlüssel, Peitsche und Schale. Mit Tieren der Unterwelt wird Göttin Hekate ebenfalls kombiniert, Beispiele: Kröten, Eidechsen und Iltisse. Im griechischen
Pantheon >> hat Hekate keinen festen Platz. Hekate konnte nicht aufgenommen werden, weil sie zu viele Fähigkeiten hat. Die Funktionen von einigen anderen Gottheiten wären durch Hekate überflüssig geworden. Hekate ist eine Orakelgottheit und kann die Zukunft vorhersagen.
Meine Empfehlung"Die Geister, die ich rief....." - so lautet eine Redewendung (entnommen aus einem Film mit "Bill Murray"). Was die Anrufung der Hekate betrifft, empfehle ich: Besser ohne Hekate durchs Leben gehen.
Seance
Wer trotz meiner ausdrücklichen Warnung Kontakt mit Hekate aufnehmen möchte, muss eine Seance starten. Eine Seance ist eine spirituelle Sitzung, geleitet von einem Medium. An einer Seance nimmt eine kleine Gruppe teil (3 - 8 Personen, i.d.R.). In einer Seance geht es darum, Kontakt mit Toten herzustellen (die Rede ist auch von Geistern und Dämonen). Es heißt, dass diese Rituale noch heute in privaten Kreisen durchgeführt werden.
Beinamen
Es gibt viele Beinamen der Hekate, Beispiele:
Atropaia (das Böse Fernhaltende)
Chthonia (von der
Erde >>)
Enodia (die am Wege)
Kleidukos (Schlüsseltragende)
Kourotrophos (Pflegerin)
Melana (die Schwarze)
Ourania (Himmlische)
Perseis (Licht)
Phosphoros >> (Lichtbringer)
Propolos (Führer)
Propylaia (Torhüterin)
Skotia (die des dunklen Ortes)
Soteira (Erlöserin, Heilerin)
Triformis (Dreifaltige)
Trioditis bzw. Trivia (Dreiwege)
Literatur
William Berg: Hecate: Greek or „Anatolian“? Numen 21.2 (August 1974, S. 128–140), hier S. 129: “Since children are not called after spooks, it is safe to assume that Carian theophoric names involving hekat- refer to a major deity free from the dark and unsavoury ties to the underworld and to witchcraft associated with the Hecate of classical Athens.”
Thomas Lautwein: Hekate, die dunkle Göttin. Geschichte und Gegenwart. Edition Roter Drache, Rudolstadt 2009, ISBN 978-3-939459-21-7
Nina Werth: Hekate. Untersuchungen zur dreigestaltigen Göttin (= Antiquitates. Band 37). Kovač, Hamburg 2006, ISBN 3-8300-2452-5 (zugleich Dissertation, Universität Saarbrücken 2006)
Haiganuch Sarian, Zlatozara Gočeva: Hekate. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band 6.1, Artemis, Zürich 1992, ISBN 3-7608-8751-1, S. 985–1019 (Text), und Band 6.2, S. 654–673 (Abbildungen); Nachträge von Erika Simon im Ergänzungsteil Supplementum 2009: Supplementband 1, Artemis, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-538-03520-1, S. 238
Robert von Rudloff: Hekate in Ancient Greek Religion. Horned Owl Publishing, Victoria, BC 1999, ISBN 0-9696066-8-0
Wilhelm Heinrich Roscher: Hekate. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1885–1910
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
Nadja Putzert: „Du schnöder Trank aus mitternächt’gem Kraut, dreimal vom Fluche Hekates betaut“. Hekate als Schutzgöttin und Dämonenherrin. In: „Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib…“ Frauengestalten des Mythos im Zwielicht. Hrsg. von der Stiftung Schloss und Park Benrath. DuMont, Radolfzell 2009, ISBN 978-3-8321-9099-6, S. 63–72
Griechische Mythologie: Bücher / Literatur >>Die griechischen Götter besuchen >>