Horen
Griechische Mythologie
Geregeltes Leben
Die
Horen der ersten Generation sind in der griechischen Mythologie die Göttinnen der Jahreszeiten.
Das Wort Horen: Altgriechisch ῟Ωραι, Hōrai, latinisiert Horae = deutsch -> "die Zeiten," "die Jahreszeiten." Das altgriechische Wort hōra wird mit
Zeit >> bzw. Zeitabschnitt in die deutsche Sprache übersetzt. Dabei kann ein Jahr gemeint sein, eine Jahreszeit und auch eine Stunde oder eine Tageszeit. Es wurde zwischen drei Jahreszeiten unterschieden: Frühling, Sommer (der Herbst - Ernte - war Bestandteil vom Sommer) und Winter. Die Horen der ersten Generation heißen:
Thallo >> (Thalatte, altgriechisch für Blühen)
Auxo >> (Auxesia, altgriechisch für Wachstum)
Carpo >> (Karpo, Xarpo, altgriechisch für Früchte)
Die Horen der zweiten Generation heißen:
Eunomia >> (altgriechisch Εὐνομία Eunomía -> gute Ordnung)
Dike >> (altgriechisch Δίκη Díkē -> Gerechtigkeit)
Eirene >> (altgriechisch Εἰρήνη Eirḗnē -> Frieden)
Die Horen der zweiten Generation sind für Ordnung und Gerechtigkeit zuständig.
Eltern
Als Vater der Horen wird
Zeus >> genannt. Die Mutter der Horen ist
Themis >>.
Erste Generation
Wie erwähnt, sind die Horen der ersten Generation die Göttinnen der Jahreszeiten. Die Hore Thallo ist die Knospenbringerin im Frühling. Darüberhinaus beschützt Thallo die Jugend. Das Wort Thallo bedeutet "blühen." Auxo ist zuständig für das Wachstum der Pflanzen. Sehr interessant ist auch die Hore Carpo. Carpo regiert im Sommer (heute Herbst, gab es damals so jedoch nicht) und ist die Göttin der Früchte. Carpo ist auch die Beschützerin der Wege im
olympischen Gebirge >>.
Wenn ein olympischer Gott das olympische Gebirge verlässt, umgibt ihn eine Wolke. Für diese Wolke ist Carpo zuständig. Carpo dient allen olympischen Göttern. Besonders häufig soll Carpo im Dienste der
Hera >> stehen. Sehr häufig soll auch
Apollo >> die Dienste der Carpo in Anspruch nehmen.
Aphrodite >> spaziert gerne an Stränden herum. Daher greift auch Aphrodite auf die Dienste der Carpo besonders oft zurück. Wir können leider nicht bemerken, wenn die Götter auf der Erde herumspazieren. Warum? Sie laufen dann in menschlicher Gestalt herum, häufig auch in Gestalt von Tieren. Woher die Wolken kommen?
Tethys >> ist die Mutter der Wolken.
Zweite Generation
Die zweite Generation der Horen ist dafür zuständig, Zucht und Ordnung in das Menschengeschlecht zu bringen. Es war einst so, dass Gesetze notwendig wurden. Warum? Die Menschen waren nicht in der Lage, sich selber zu disziplinieren. Die Angelegenheit wird mit der Überschrift Gerechtigkeit umschrieben. Die zweite Generation der Horen - Eunomia, Dike und Eirene - wurde in Athen,
Argos >> und Olympia gehuldigt. Argos ist eine griechische Stadt im Nordosten der
Halbinsel Peloponnes >>. Es heißt, dass die Stadt Olympia die Austragungsstätte der Olympischen Spiele war. Demnach befand sich Olympia in der Landschaft
Elis >>. Heute gibt es ein Dorf und eine Gemeinde mit dem Namen Archea Olymbia (griechisch Αρχαία Ολυμπία [arˈçɛa ɔlimˈbia] = deutsch -> ‚Antikes Olympia‘). Archea Olymbia befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des antiken Olympia.
Dike
Dike war von sterblicher Natur. Zeus schickte Dike direkt unter die Menschen (wahrscheinlich von
Aidos >> begleitet). Moralische und ethische Gerechtigkeit sollte Dike den Menschen beibringen. Später bemerkte Zeus, dass dieses Unterfangen unmöglich ist. Zeus berief Dike in den Olymp zurück. Dike wurde nach ihrem Tod von Zeus mit einer großen Ehre ausgestattet. Zeus setzte Dike als Sternbild an das Himmelszelt (Bestandteil vom Sternbild Jungfrau).
Eunomia
Eunomia (unsterblich) ist zuständig für Gesetze. Mittels Gesetzgebung sollte Eunomia eine gute Ordnung herstellen.
Eirene
Eirene wird als auffallend schön beschrieben. Häufig ist Eirene mit dem Horn vom Überfluss (
Füllhorn >>) ausgestattet. Die Zuständigkeit der Eirene lautet Frieden und Wohlstand. In der Kunst wird Eirene häufig mit Zepter und Fackel dargestellt.
Gelegentlich wird von einer dritten Generation der Horen berichtet. Den Überlieferungen von
Homer >> und überdies
Hesiod >> zufolge, gab (bzw. gibt, 5 der insgesamt 6 Horen sind unsterblich) es jedoch nur zwei Generationen von Horen. Bei Hyginus ist auch
Mesembria >> eine Hore.
Literatur
Johannes Andreas Jolles: Horai. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,2, Stuttgart 1913, Sp. 2300–2313
Theodor Heinze: Horai. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 716–717
Vassiliki Machaira: Horai/Horae. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band V, Zürich/München 1990, S. 510–538
Lorenzo Abad Casal: Horai. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band V, Zürich/München 1990, S. 502–510
Adolf Rapp: Horai. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2712–2731
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