Moiren (griechische Mythologie)
Drei Schicksalsgöttinnen
Die Moiren (altgriechisch Μοῖραι Moírai, lateinisch Moerae) sind die Göttinnen vom Schicksal in der griechischen Mythologie.
Dem Schicksal muss sich jeder fügen, auch die mächtigen Götter im
olympischen Gebirge >>. Der Big Zampano
Zeus >> muss das von den Moiren vorherbestimmte Schicksal ebenfalls akzeptieren.
Eltern
Es wird nicht übereinstimmend überliefert, wer die Eltern der Moiren sind. Gemäß Hesiod ist Zeus der Vater der Moiren und die Mutter ist demnach
Themis >>. Sehr selten taucht die Version auf, dass die
Nyx >> die Moiren aus sich selber heraus gebar.
Dreiergruppe
Traditionell wird der Clan der Moiren als Dreiergruppe geschildert (
Homer >> weicht von dieser Tradition ab und schreibt vom Schicksal in der Einzahl).
Namen
Die drei Göttinnen vom Schicksal heißen:
Klotho >> (altgriechisch Κλωθώ Klōthṓ = deutsch -> ‚die Spinnerin‘)
Lachesis >> (altgriechisch Λάχεσις Láchesis = deutsch -> ‚die Zuteilerin‘)
Atropos >> (absolut erbarmungslos -> altgriechisch Ἄτροπος Átropos = deutsch -> ‚die Unabwendbare‘)
Atropos macht das Schicksal unabwendbar (absolut ohne jedes wenn und aber). Klotho spinnt den Faden vom Schicksal und Lachesis entscheidet das Schicksal mittels Los. Das Wort "Los" hat die Bedeutung Schicksal ("ein schweres Los").
Einschätzung: Dreist ist es bereits, was Lachesis und Klotho machen. Ich komme hier an - und die bestimmen sofort mit meiner Geburt, wie lange ich lebe, etc. Wenn ich mich nun darüber beschwere, nützt dies überhaupt nichts. Atropos zieht mein Schicksal knüppelhart durch.
Thomas von Aquin und das Los
Beschrieben wird Thomas von Aquin als einflussreicher Philosoph und bedeutsamer katholischer Priester mit der Datierung * kurz vor oder kurz nach Neujahr 1225 auf Schloss Roccasecca bei Aquino in
Italien >>; † 7. März 1274 in Fossanova).
Die Wörter Schicksal und Los stehen bei Thomas von Aquin direkt im Zusammenhang. Thomas von Aquin unterscheidet zwischen drei Arten des Losens:
1. Wahrsagendes Losen (sors divinatoria)
2. Verteilendes Losen (sors divisoria)
3. Beratendes Losen (sors consultatoria)
Es heißt, dass das Wort Los einen altnordischen Bezug hat und mit "Blut" assoziiert wird. Dieses "Blut" nimmt Bezug auf Opfer, womit die Opferung von Tieren gemeint ist.
Begriff
Meist wird der Begriff Schicksal (moíra) mit Unheil verbunden (in diesem Fall spielt
der Tod >> eine bedeutsame Rolle). Grundsätzlich handelt es sich jedoch um einen ambivalenten Begriff. Das Schicksal kann auch Glück bringen, Beispiel: Lotterie -> Los -> Hauptgewinn -> Glück (Redewendung: "Das große Los").
Gesichtspunkte vom Wort Moiren
Die Einzahl vom Wort Moiren ist altgriechisch μοίρα moíra, was mit "Schicksal / Anteil / Los / Geschick" übersetzt wird. Es handelt sich in diesem Zusammenhang um ein geistiges Konzept. Dieses Konzept besagt, dass alles und jeder ein Teil vom Ganzen ist. Jedes Lebewesen bekommt von Geburt an ein Schicksal zugeteilt.
Das Schicksal in der Philosophie
In der Philosophie wird das Thema Schicksal besonders hoch bewertet. Philosophen assoziieren Schicksal mit sehr großer Macht.
Zeus und Sarpedon
Auch Zeus muss sich der Macht der Moiren fügen?
Sarpedon >> wird als Heerführer überliefert, der im
Krieg um Troja >> auf der Seite der Trojaner gekämpft hat. Zeus wollte den Tod des Sarpedon verhindern. Der Tod des Sarpedon war jedoch vom Schicksal festgelegt und Zeus musste dies akzeptieren. Hätte Zeus eingegriffen, wäre die gesamte Ordnung zerstört worden.
Dieses Beispiel beschreibt, dass sich auch die
Götter >> den Moiren fügen müssen.
NornenIn der griechischen Mythologie sind die Moiren die Schicksalsgöttinnen. In der nordischen Mythologie gibt es die Entsprechung mit der Bezeichnung drei Nornen.
Alphabet
Ein Mythos besagt, dass die Moiren im Team mit
Hermes >> das altgriechische Alphabet ausgetüftelt haben.
Quellen
Hesiod >>, Theogonie 217; 901 (Elternschaft der Moiren [Zeus und Themis] und Moiren als Dreiheit)
Hesiod, Schild des
Herakles >> 258
Homer, Odyssee 19,592 (philosophisch: "Für jedwedes Ding haben die Unsterblichen jedem Sterblichen seinen Anteil bestimmt" -> gemäß Homer die zwangsläufige Folge der göttlichen Rollenverteilung)
Homer, Odysee 7,197; Ilias 5,613; 5,629; 16,433; 19,87; 20,128; 20,196; 21,209; 21,83; 22,303; 24,49
Orphischer Hymnus 58; 69,12
Orphisches Fragment 39
Epimenides 961
Stobaios, Eclogae 1,5,12
Pindar, Pythien 4,145; Fragment 6; Olympien 6,42; 10,52; Isthmien 5,18
Bibliotheke des Apollodor >> 1,6,2; 1,9,15 (hier sind die Moiren mit Bronzekeulen bewaffnet und kämpfen gegen die Giganten
Agrios >> und weiterhin
Thoon >>)
Euripides,
Alkestis >> 12; 32
Aristophanes, Die Frösche 453 (die Moiren laufen in der Unterwelt herum)
Aristophanes, Die Vögel 1734 (die Moiren singen bei der
Hochzeit >> zwischen der
Hera >> und dem Zeus)
Was das Schicksal betrifft, so berichten noch mehr Quellen der Antike darüber.
Literatur
Markos Giannoulis: Die Moiren. Tradition und Wandel des Motivs der Schicksalsgöttinnen in der antiken und byzantinischen Kunst (= Jahrbuch für Antike und Christentum. Ergänzungsband. Kleine Reihe, Band 6). Aschendorff, Münster 2010, ISBN 978-3-402-10913-7
Gernot Michael Müller: Moiren. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 436–440
Luise Seemann: Marsyas und Moira. Die Schichten eines griechischen Mythos freigelegt. Mit Hilfe der archäologischen und literarischen Quellen ausgehend von zwei antiken Sarkophagen (= Religionswissenschaftliche Reihe. Band 23). Diagonal-Verlag, Marburg 2006, ISBN 3-927165-95-6
Thomas Blisniewski: „Kinder der dunkelen Nacht“. Die Ikonographie der Parzen vom späten Mittelalter bis zum späten XVIII. Jahrhundert. Dissertation, Köln 1992 (mit ausführlicher Bibliographie zu Moiren und Parzen sowie deren Nachleben in der Kunst)
Friedhelm Prayon: Die
Etrusker >>. Geschichte – Religion – Kunst. 4. Aufl., C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-41040-5, S. 79 (dort steht, dass es den Etruskern nicht erlaubt war, die Namen der Moiren auszusprechen)
Paul Weizsäcker, Wilhelm Drexler: Moira. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 3084–3103
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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