Hestia
Griechische Mythologie
Abstammung: Rhea und Kronos
Olympische Göttin vom Herdfeuer
Hestia (römisch Vesta) in der griechischen Mythologie ist die olympische Göttin vom Herdfeuer. Desweiteren ist Hestia eine jungfräuliche Göttin. Anstelle von Herdfeuer wird Hestia häufig mit Opferfeuer assoziiert. Weitere Assoziationen sind Staats- und Familienherd. Vorab: Die olympische Göttin Hestia ist unantastbar und darf nicht vergewaltigt werden (dazu später mehr).
Das Wort Hestia: Altgriechisch Ἑστία Hestía, ionisch Ἱστίη Histíē = deutsch -> Herd.
Eltern
Titan Kronos >> ist der Vater der Hestia und
Rhea >> ihre Mutter. Hestia ist die älteste Tochter von Rhea und Kronos.
WohnsitzHestia ist eine olympische Gottheit und hat ihren 1. Wohnsitz im
olympischen Gebirge >>.
Der Reigen der olympischen Götter
Es gibt insgesamt zwölf originäre olympische Götter. Später wurden weitere Götter in den Olymp erhoben.
Herakles >> ist ein Beispiel für nachträgliche olympische Götter und auch
Dionysos >>. Herakles wurde nach seinem Tod als Vollgott in den Olymp erhoben. Ebenfalls wurde die sterbliche
Semele >> nach ihrem Tod als Göttin Thyone in den Olymp erhoben. Neben Göttin Hestia gibt es somit elf weitere ursprüngliche olympische Götter. Nachfolgend die Liste der weiteren 11 olympischen Götter:
Zeus >>Hera >>Hephaistos >>Aphrodite >>Hermes >>Apollo >>Artemis >>Ares >>Poseidon >>Athene >>Demeter >>Herd, Herdfeuer, Staatsherd und FamilienherdDas Wort Hestia wird mit Herd in die deutsche Sprache übersetzt. Göttin Hestia ist deshalb die Hüterin vom Herdfeuer. Gedeutet wird Hestia auch als Göttin vom Staatsherd und Familienherd. In diesem Zusammenhang geht es auch um Opferfeuer.
Jungfrau
Eine Schönheit ist Hestia durchaus. Die Götter Apollo und Poseidon wollten Sex mit Hestia. Zeus hatte zu entscheiden, ob Apollo und Poseidon sexuell mit Hestia verkehren dürfen. Hestia hatte einen Schwur geleistet, auf ewig Jungfrau zu bleiben. Zeus respektierte diesen Schwur und verbot Apollo und Poseidon, Hestia zu vergewaltigen. Es heißt, dass auch
Priamos >> Hestia begehrte. Allerdings stand Hestia unter dem Schutz des Zeus und auch dieser Gott durfte nicht sexuell mit Hestia verkehren. Totales tabu, so lässt sich Hestia beschreiben. Niemand darf sich an Hestia heranwagen. Als jungfräuliche Göttin hat Hestia natürlich keine Kinder.
Kunst
Hestia ist eine jungfräuliche Göttin und wird in der Kunst niemals nackt dargestellt. Weiterhin wird Hestia in der Kunst mit ernstem Gesichtsausdruck skizziert.
HeimchenEin Heimchen ist eine Langfühlerschrecke aus der Familie der Grillen. "Heimchen am Herd" ist eine Redensart. Ist Hestia ein Heimchen am Herd? Hestia ist eine olympische Göttin und daher durchaus mit großer Macht ausgestattet. Diese Macht nutzt Hestia jedoch nur ganz selten. Meistens hält sich Hestia aus dem Trubel der Gottheiten (Zankereien, Machtgehabe und sonstiger Unfug) heraus.
Kult
Viel ist über Kultstätten und Tempel der Hestia nicht bekannt. Pausanias erzählt, dass der Hestia in Olympia noch vor Zeus geopfert wurde. Platon (
Nomoi >> 745b) leitet ihren Namen etwas gewagt von οὐσία ousía (altattisch ἐσσία essía = deutsch -> ‚wahrhaftes Sein‘, ‚Wirklichkeit‘) her und begründet damit, dass ihr als Erste geopfert wird, denn die Essenz des Seins stehe natürlich an erster Stelle. Bedeutsame Kultstätten der Hestia befanden sich gemäß Pausanias in folgenden Städten:
Athen >>Oropos (Gemeinde im Nordwesten von
Attika >>)
Hermione (Stadt in der Landschaft Argolis auf der
Peloponnes >>)
Sparta >>Olympia (Zeusheiligtum in
Elis >>)
Olympia: Jeder kennt die Olympische Fackel im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen. Hestia -> Feuer -> Fackel. Diese Olympische Fackel ist der Hestia gewidmet.
AktionDie olympische Hestia tritt in den Geschichten der griechischen Mythologie kaum in Aktion. Wie erwähnt, ist Vesta die römische Entsprechung der Hestia. Hestia wird durchaus mit Küche kombiniert. Heute gibt es die Handelsgruppe Vesta Küchen. Es erscheint so, dass Hestia erst heute so richtig erwacht.
Quellen
Hesiod, Theogonie >> 454
Ovid >> schreibt in der Fasti, dass Hestia nach Hera und Demeter die drittgeborene war
Platon >>, Nomoi 745b
Platon, Kratylos 400d–401b
Pausanias >>, Beschreibung Griechenlands 5,11,8; 5,14,4; 5,26,2–3
Homer, Odyssee >> 7,153
Herodot, Historien >> 4,68
Hestia ist eine olympische Göttin und es viel mehr antike Quellen, die über sie berichten.
Literatur
Wilhelm Süß: Hestia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,1, Stuttgart 1912, Sp. 1257–1304
August Preuner: Über die erste und letzte Stelle der Hestia-Vesta in Cultushandlungen und Die Göttin Hestia bei Homer. Zwei Abhandlungen. Laupp, Tübingen 1862
August Preuner: Hestia-Vesta: ein Cyclus religionsgeschichtlicher Forschungen. Laupp, Tübingen 1864
Reinhold Merkelbach: Der Kult der Hestia im Prytaneion der griechischen Städte. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Bd. 37, 1980, S. 77–92 JSTOR Auch abgedruckt in: Reinhold Merkelbach: Hestia und Erigone. Vorträge und Aufsätze. Teubner, Stuttgart u. a. 1996, ISBN 3-519-07438-9, S. 52–66
Mika Kajava: Hestia Hearth, Goddess, and Cult. In: Harvard Studies in Classical Philology. Bd. 102, 2004, S. 1–20
Fritz Graf: Hestia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 512–514
Wolfgang Fauth: Hestia. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 2, Stuttgart 1967, Sp. 1118–1120
August Preuner: Hestia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2605–2653
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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