Daphnis (griechische Mythologie)
Namensgeber vom Lorbeerhain
Daphnis (altgriechisch Δάφνις Dáphnis = deutsch -> Lorbeerkind) wird in der griechischen Mythologie als Namensgeber vom Lorbeerhain (altgriechisch δάφνη) überliefert. Es heißt, dass Daphnis in / unter einem Lorbeerhain geboren wurde.
Lorbeer ist mythologisch bedeutsam ("Lorbeerkranz"), siehe auch
Daphne >>.
Eltern
Der heftige
Hermes >> wird als Vater des Daphnis genannt. Eine nicht namentlich genannte Nymphe gilt als Mutter des Daphnis. Was Nymphen sind, siehe
Oreaden >>.
Erzählung
Die Geschichte des Daphnis spielt auf der Insel Sizilien. Dort soll Daphnis ein Hirte gewesen sein. Daphnis beging eine
Hybris >>. Demnach rühmte sich Daphnis damit,
Eros >> überwinden / besiegen zu können. Eros befindet sich im Gefolge der
Aphrodite >> - und die fand die Äußerung des Daphnis nicht lustig.
Aphrodite legte nun einen Zauber über Daphnis, woraufhin er sich unsterblich in die Königstochter Xenea verliebte. Dummerweise erwiderte Xenea diese Liebe und Daphnis ging der Nymphe Nomia fremd. Vertraglich hatte sich Daphnis jedoch zur Treue gegenüber Nomia verpflichtet. Der Sieg des Daphnis hätte darin bestanden, der verzehrenden Liebe zu Xenea nicht nachzugeben und Nomia treu zu bleiben.
Blindheit
Nomia wird als Nymphe überliefert und gilt deshalb als Halbgöttin mit übernatürlichen Kräften. Nomia strafte Daphnis mit Blindheit, weil er ihr die Treue nicht gehalten hat.
Trost
Daphnis hatte eine musikalische Leidenschaft - und zwar spielte er Flöte und konnte sehr gut singen. Mit seiner Sanges- und Flötenkunst konnte sich Daphnis über seine Erblindung hinwegtrösten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Daphnis von einem Felsen stürzte und hernach selber in einen Felsen verwandelt wurde.
Hermes soll Daphnis entrückt habenDie Sage berichtet, dass Hermes Daphnis entrückt hat. Was bedeutet entrückt unter mythologischen Gesichtspunkten? Mit dem Begriff Entrückung bezeichnet man in einem religiösen oder mythologischen Zusammenhang das Phänomen, dass eine Person leibhaftig aus der irdisch-konkreten Erscheinungswelt in eine andere Erscheinungswelt versetzt wird. Diese andere Erscheinungswelt kann "himmlisch" sein - oder sich - wie im Fall Daphnis - auch in Form von einem Felsen darstellen. In der griechischen Mythologie werden Personen häufig auch in Tiere, Pflanzen und Sternbilder entrückt. Was diese Entrückungen bzw. Verwandlungen betrifft, sind die Metamorphosen des Ovid weltberühmt. Dem Felsen Daphnis sollen jährlich Sühneopfer dargebracht worden sein.
Quelle und Literatur
Ovid >>, Metamorphosen 4,276 (hier wird Daphnis in einen Stein verwandelt, also möglicherweise ein riesiger Stein = Felsen)
Walter Scholl: Der Daphnis-Mythos und seine Entwicklung: von den Anfängen bis zu Vergils vierter Ekloge (= Spudasmata, Band 157). Olms, Zürich u. a. 2014, ISBN 978-3-487-15140-3
Günter Wojaczek: Daphnis. Untersuchungen zur griechischen Bukolik (= Beiträge zur klassischen Philologie, Heft 34
Heinrich Wilhelm Stoll: Daphnis. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 955–961
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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