Harpyien (griechische Mythologie)
Geflügelte Killer (Dämonen) auf Kreta
Die Harpyien sind geflügelte Dämonen in der griechischen Mythologie. Ihre Heimat haben die Harpyien in einer Höhle auf der
Insel Kreta >>.

Manchmal verlassen die Harpyien ihre Heimat Kreta, beispielsweise im Rahmen der
Argonautensage >>. Das Wort Harpyie: Altgriechisch ἅρπυια hárpyia, deutsch -> ‚reißender Sturm‘, lateinisch harpeia. Die Harpyien personifizieren die Sturmwinde.
Eltern
Geschildert wird, dass
Thaumas >> der Vater der Harpyien ist. Die Okeanide
Elektra >> ist die Mutter der Harpyien. Daraus ergibt sich, dass
Iris >> (Regenbogen) und
Arke >> als Schwestern der Harpyien zu betrachten sind.
Aufgabe
Die Aufgabe der Harpyien ist es, die Seelen von Sündern in die Hölle zu transportieren (Beispiele für
Sünder in der griechischen Mythologie >>). Die Hölle in der griechischen Mythologie heißt
Tartaros >>. Es gibt auch die Schreibweise Tartarus. Im griechischen Urtext vom Neuen Testament der Bibel taucht der Begriff Tartaros synonym für Hölle unter Petrusbrief 2 / Petrus 2,4 auf.
In der deutschen Übersetzung ist an dieser Stelle der Begriff Tartaros durch Abgrund ersetzt worden, Zitat: "Denn wenn Gott Engel, die gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern sie in finsteren Höhlen des Abgrundes..."
Ausstattung, Anzahl und Namen
Die Harpyien sind mit Flügeln ausgestattet. Unklar ist, wie viele Harpyien es insgesamt gibt. Eine dieser Harpyien heißt
Aello >>. In den mythologischen Beschreibungen treten nie mehr als 2 Harpyien gleichzeitig auf. Neben Aello werden weitere Harpyien namentlich genannt:
Okypete (altgriechisch Ὠκυπέτη Ōkypétē, poetisch ὠκυπέτης ōkypétēs = deutsch -> ‚schnell fliegend‘, aus ὠκύς ōkýs = deutsch -> ‚schnell‘, und πέτομαι pétomai = deutsch -> ‚ich fliege‘: Attribut = „die Schnellflügelige“)
Kelaino, Celaeno (poetisch zu altgriechisch κελαινός kelainos = deutsch -> ‚dunkel, unheilvoll‘: Attribut = „die Dunkle“)
Podarge, Podargo (altgriechisch Ποδάργη Podárgē, Attribut = „die Schnellfüßige“). Durch
Zephyr >> wurde Podarge die Mutter der unsterblichen Pferde
Xanthos und Balios >>.
Befehlshaber
Zeus >> ist der Befehlshaber der Harpyien. Wer sich auf Kreta befindet und einen Frevel gegen die Götter begeht, befindet sich in größter Gefahr. Harpyien agieren als Auftragskiller des Zeus. Harpyien sind schnell wie der Wind und unverwundbar. Wer von Harpyien attackiert wird, hat keine Überlebenschance.
Exkurs: GreifvögelIn den tropischen Wäldern von Mittel- und Südamerika lebt eine Greifvogelart mit dem Namen Harpyie. Die Greifvogelart der Harpyien gehört zur Gattung der Harpia. Innerhalb der Harpia Gattung gibt es ausschließlich die Harpyien als Art. In diesem Fall wird von monotypischer Gattung gesprochen. Die Harpyien zählen zu den größten Greifvögeln der Welt. Überdies sind diese Harpyien die physisch stärksten Greifvögel der Welt. Harpyien jagen Faultiere und Affen. Benannt wurde die Greifvogel-Art der Harpyien nach den griechischen Killer-Harpyien auf Kreta.
Quellen über die griechischen Harpyien
Ovid, Metamorphosen >> 7,3; 13,709
Bibliotheke des Apollodor >> 1,9,21
Homer >>, Odyssee 1,241; 14,371; 20,66–78
Homer, Ilias 16,149; 19,400
Vergil,
Aeneis >> 3,210–255
Hyginus Mythographus, Fabulae 14
Literatur
Sieglinde Hartmann: Harpyie. In: Ulrich Müller, Werner Wunderlich (Hrsg.): Dämonen, Monster, Fabelwesen (= Mittelalter Mythen. Bd. 2). UVK, St. Gallen 1999, ISBN 3-908701-04-X, S. 287–318
Jan N. Bremmer: Harpyien. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 5, Metzler, Stuttgart 1998, ISBN 3-476-01475-4, Sp. 166
Harpyien in Aktion (Rezeption)
In dem Comic
Das goldene Vlies >> von Carl Barks aus dem Jahr 1955 wird Dagobert Duck von Harpyien in das Gebiet des antiken Kolchis entführt, um dort in einem Kochwettstreit der Fabelwesen als Schiedsrichter zu fungieren.
In den Fantasy-Romanen "Das Lied von Eis" und "Feuer" von George R. R. Martin sowie in der darauf aufbauenden Fernsehserie Game of Thrones ist die Harpyie als vermutlich mythologische Figur das Wahrzeichen des ehemaligen Reiches der Ghiscari und wird von den Sklavenstädten immer noch verwendet.
Im Jugendroman "Das Herz der Harpyie" von Rebekka Pax verliebt sich die junge Milena, in Wirklichkeit eine Harpyie, in einen Sohn des
Thanatos >>, der in eine alte Wette verwickelt ist.
Im Film
Jason und die Argonauten >> von 1963 greifen Harpyien Jason und die Seinen an.
In Helden des Olymp, Band Der Sohn des Neptun von Rick Riordan sind Harpyien Vogeldamen, die den
König Phineas >> quälen und von ihm gequält werden. Die Harpyie Ella liebt Bücher und freundet sich mit den Halbgöttern an. Sie taucht im Folgeband Das Zeichen der
Athene >> noch einmal auf.
In Laura Leander von Peter Freund stellt die Harpyie eine vogelähnliche Gestalt mit dem Oberkörper einer alten Greisin dar, die einen pestilenzartigen Gestank verbreitet. Stets versucht das Wesen, Tod und Verderben zu bringen, scheitert jedoch letztlich immer.
In den Klippenland-Chroniken von Paul Stewart sind die Harpyien eine Spezies räuberischer humanoider Vogelwesen, die einen Sklavenmarkt betreiben. Sie werden als übergroße, gewalttätige Raubvögel dargestellt, die jedoch statt richtiger Flügel gefiederte Arme besitzen.
Die Harpyie Celaeno erscheint auch im Fantasyklassiker "Das letzte Einhorn" von Peter S. Beagle als Gefangene der Hexe Mommy Fortuna, die sie in ihrem fahrenden Zirkus dem Publikum präsentiert. Letztlich vom Einhorn befreit, tötet die Harpyie Mommy Fortuna und ihren Gehilfen Rukh.
In der Trilogie "His Dark Materials" von Philip Pullman bewachen Harpyien die Toteninsel Ödnis. Sie sind bösartig und lassen die Geister der Toten nicht zur Ruhe kommen; sie können in das Innere der Geister sehen und erkennen Lügen. Später verlieren sie ihre Bösartigkeit und führen die Geister durch das Totenreich in eine andere Welt – vorausgesetzt, die Geister schenken ihnen ihre wahre Lebensgeschichte.
Im Kinderbuch Ronja Räubertochter der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren werden die Wilddruden (auch Grausedruden) als harpyienähnliche Wesen beschrieben. In der Verfilmung des Buches wird dieser Aspekt deutlich herausgearbeitet: Dort sind diese Druden als eindeutig weibliche Mischwesen mit langen Haaren, Schnabel, Flügeln und Krallen zu sehen.
In Shakespeares "Der Sturm" (1611), in der 3. Szene des 3. Aufzugs erscheint Ariel den Feinden Prosperos in der Form einer Harpyie.
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