Kyklop Polyphem
Griechische Mythologie
Sohn des Poseidon
Polyphem (altgriechisch Πολύφημος Polýphēmos
Polyphemos = deutsch -> „der Vielgerühmte“) ist in der griechischen Mythologie ein
Kyklop. In der Theogonie des Hesiod steht, dass Kyklopen riesig sind und nur ein Auge haben. Dieses Auge befindet sich mitten auf der Stirn.
Die berühmtesten Kyklopen heißen
Arges, Steropes und Brontes >>.
Eltern
Die Mutter des Polyphem heißt
Thoosa >> und der Vater
Poseidon >>.
Erzählung
Die Erzählung des Polyphem spielt im Rahmen von Homers Odyssee. Der Riese Polyphem lebt in der Odyssee mit anderen Kyklopen an einer waldbedeckten Küste. Es wird geschätzt, dass es sich um eine Küste der Insel Sizilien handelt. Polyphem wird als Hirte von Schafen und Ziegen beschrieben, der in einer Höhle hauste. Es heißt, dass Polyphem mit der Nereide
Galateia >> einen Sohn mit dem Namen Galatos hatte. Kurz nach dem
trojanischen Krieg >> landete Odysseus (siehe
Laertes >>) mit seinen Gefährten (da gab es noch einige Schiffe im Gefolge des Odysseus) auf einer vorgelagerten Insel. Diese Insel wird Ziegeninsel bezeichnet. Odysseus beschloss, am folgenden Tag die Insel bzw. Küste der Kyklopen zu besuchen. Odysseus nahm zwölf Gefährten mit und begann, die Bewohner der Insel / Küste zu suchen. Dabei stieß er auf die Höhle des Polyphem. Die Mannschaft des Odysseus speiste in dieser Höhle von den Vorräten des Polyphem, wusste jedoch noch nichts von dem Riesen.
Am Abend trieb Polyphem sein Vieh in seine Höhle und verschloss sie danach mit einem riesigen Felsbrocken. Zunächst versorgte Polyphem seine Viehherde - aber letztlich bemerkte er die Eindringlinge. Nun stellte sich Odysseus als schiffbrüchiger Grieche vor und bat um Gastrecht. Dieses Gastrecht wird als eine bei den antiken Griechen übliche Sitte beschrieben und man bezog sich dabei auf
Zeus >> (auf diese Weise hatte es eine Schutzfunktion). Polyphem bezeichnete Odysseus als törichten Narren. Er betonte seine Autonomie und Unabhängigkeit und verhöhnte die Götter, kurzum: Polyphem verweigerte das Gastrecht. Es kam nach viel krasser! Polyphem griff sich zwei Gefährten des Odysseus, zerschmetterte diese und fraß sie Gliedmaße für Gliedmaße auf. Nun war Polyphem gesättigt und legte sich schlafen. Hätten die übrigen Griechen in der Höhle jetzt Polyphem töten können? Wahrscheinlich durchaus, jedoch hätten sie dann nie wieder die Höhle verlassen können. Diesen mächtigen Felsbrocken wären sie gemeinsam nicht imstande gewesen, vom Höhlenausgang wegzuwälzen.
Der nächste Morgen brach an und Polyphem fraß zwei weitere Gefährten des Odysseus auf, zuletzt
Antiphos >>. Odysseus - für seine List weltberühmt - kam dem Riesen Polyphem nun diplomatisch entgegen und bot ihm ein Gastgeschenk an, nämlich servierte er ihm starken
Wein >>. Odysseus sagte, dass dieser Wein gut zu Menschenfleisch passt. Diesen schweren Wein hatte Odysseus einst von
Maron >> geschenkt bekommen. Odysseus erbat sich eine Gegengabe: Polyphem möge ihn mit seinen übrigen Gefährten freilassen. Polyphem war durch den Wein nun redselig geworden und fragte Odysseus nach seinem Namen. Polyphem wollte den Namen wissen, damit er weiß, wem er seinerseits ein Gastgeschenk macht. Nachdem Odysseus dem Polyphem dreimal Wein nachgeschenkt hatte, sagte er in listiger Voraussicht NIEMAND und dadurch gab er ein Rätsel auf. Polyphem würde nicht in der Lage sein, dieses Rätsel zu lösen. Welche Gegengabe wollte Polyphem dem Odysseus machen? Der Riese sagte dem Odysseus zu, ihn als letzten zu fressen. Polyphem folgte in gewisser Weise damit dem Gastrecht, obwohl es natürlich keine tolle Gegengabe war.
Durch den starken Wein wurde Polyphem schläfrig und er schlief demzufolge auch ein. Nun rammten die Griechen einen glühenden Pfahl in sein Auge. Sie waren jedoch besorgt darüber, Polyphem zu töten. Warum? Dieser mächtige Felsbrocken vor dem Höhlenausgang konnte nur durch Polyphem selber zur Seite gewälzt werden. Es war natürlich ein gewaltiger Schmerz, den Polyphem jetzt erlitt. Er schrie und rief die anderen Kyklopen um Hilfe herbei. Die anderen Kyklopen wollten wissen, was los ist. Polyphem antwortete: "Freunde! Niemand tötet mich mit List und nicht mit Gewalt!" Nun zogen die anderen Kyklopen wieder ab, weil sie dachten, eine gottgesandte Krankheit (Verwirrtheit) hätte Polyphem befallen. Der geblendete Polyphem musste am nächsten Morgen seine Tiere zur Weide hinauslassen. Er war noch so schlau, den Rücken der Tiere abzutasten. Im Vorfeld hatte Odysseus seinen übrig gebliebenen Gefährten aber geraten, sich jeweils unten an den Bauch der Tiere zu klammern. So ist es gelungen, aus der Höhle des Polyphem herauszukommen. Polyphem war übrigens vom
Wahrsager Telemos >> gewarnt wurden, nahm diese Warnung aber nicht ernst.
Wieder auf seinem Schiff angekommen, machte Odysseus einen großen Fehler. Er verhöhnte Polyphem und dies war in mehrfacher Hinsicht falsch. Zunächst wäre es dem blinden Polyphem fast noch gelungen, die Fliehenden mit einer Serie geworfener Felsen zu erschlagen. Glücklich gelangte Odysseus mit seinen Gefährten außer Wurfweite und nun rief er Polyphem noch seinen richtigen Namen zu. Daraufhin bat Polyphem seinen Vater Poseidon um Rache. Poseidon war dem Odysseus ohnehin feindlich gesinnt. Polyphem bat Poseidon darum, dass Odysseus niemals wieder in seine Heimat Ithaka zurückkehren darf - und hier lässt sich der eigentliche Start der 10-jährigen Odyssee des Odysseus ausmachen. Poseidon erhörte die Bitte des Polyphem und kümmerte sich fortan leidenschaftlich darum, es Odysseus mit seinen Gefährten unmöglich zu machen, in ihre Heimat zurückzukehren. Die komplette Mannschaft des Odysseus kam ums Leben. Kam Odysseus selber zurück in seine Heimat Ithaka? Ja, denn er stand unter dem Schutz der
Athene >>.
Quellen
Homer, Odyssee >> 1,70; 9,105-564
Hesiod, Theogonie >> 139–145 (Kyklopen sind riesig und haben nur ein Auge)
Ovid, Metamorphosen >> 13,750-897
Literatur
Gernot Michael Müller: Galateia und Polyphemos. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 286–291
Lutz Käppel: Polyphemos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 76
Bruno Sauer: Polyphemos. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,2, Leipzig 1909, Sp. 2698–2712
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
Die griechischen Götter besuchen >>