Adrasteia (griechische Mythologie)
Amme und Beschützerin des Zeus auf Kreta
Adrasteia (altgriechisch Ἀδράστεια Adrásteia = deutsch -> ‚die Unausweichliche‘) ist in der griechischen Mythologie eine Tochter des
Melisseus >> (gemäß der
Bibliotheke des Apollodor >> 1,1,6). In dieser Quelle wird von einer sehr bedeutsamen Schwester der Adrasteia mit dem Namen
Ide >> erzählt. Beschrieben werden Ide und Adrasteia als jungfräuliche
Bergnymphen >>. Als Heimat von Ide und Adrasteia wird das Ida-Gebirge auf der
Insel Kreta >> genannt.
Anmerkung: Die meisten Oreaden werden als jungfräulich beschrieben, siehe auch die
Thrien >>. Falls sich eine Bergnymphe mal verliebt, endet dies i.d.R. tragisch, Beispiel
Echo >>.
Erzählung
Einst wollte
Rhea >> ihren jüngsten Sohn
Zeus >> davor retten, von
Kronos >> aufgefressen zu werden. Für diesen Zweck floh die schwangere Rhea auf die Insel Kreta und gebar in der Höhle von Psychro ihren Sohn Zeus. Rhea lies sich einen Trick einfallen und beauftragte zudem Ammen, Ernährer und Beschützer, sich um den kindlichen Zeus zu kümmern. Die
Kureten >> machten viel Lärm, um Kronos abzulenken. Ernährt wurde Zeus von der Milch der
Ziege Amaltheia >>.
Ide und Adrasteia waren die Ammen des Zeus. Was Adrasteia betrifft, werden Besonderheiten geschildert. Als "Unausweichliche" war Adrasteia eine Beschützerin des kindlichen Zeus.
2. Besonderheit
Apollonios von
Rhodos >> berichtet von einem wunderschönen Spielzeug. Demnach machte Adrasteia dem kindlichen Zeus ein Geschenk mit der Bezeichnung "sphaira." Altgriechisch σφαῖρα sphaira = deutsch -> ‚Kugel, kugelrunder Körper, Ball‘.
Es handelt sich dabei um eine Bezeichnung, die in der Antike für die die
Erde >> umkreisenden Kugelschalen verwendet wurde, an welchen die Planeten, Fixsterne, Sonne und Mond angeheftet gedacht waren. In Anlehnung an den Begriff sphaira gibt es das Wort Sphäre. Berichtet wird von einem Modell der Pythagoreer. Es wird erzählt, dass die Schule der Pythagoreer im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von Pythagoras von
Samos >> gegründet wurde.
Gemäß dem Modell der Phythagoreer, entstehen durch die Bewegung der Sphären himmlische Klänge (Sphärenmusik). Beschrieben werden diese "sphärischen Klänge" als seltsam, eine Art geisterhafte Musik aus dem
Äther >>. Goethe geht auf diese Beschreibung im Faust (gleich zu Anfang) ein, Zitat:
"Die Sonne tönt nach alter Weise | in Brudersphären Wettgesang | und ihre vorgeschrieb'ne Reise | vollendet sie mit Donnergang"
Zurück zu Adrasteia und dem wunderschönen Spielzeug: Diese sphaira (Kugel) war als Geschenk für einen zukünftigen Weltbeherrscher würdig.
Kyzikos in Mysien
Berichtet wird von einem Berg bei
Kyzikos in Mysien >> mit dem Namen Adrasteia oros. Adrasteia wird als eponyme Heroine von diesem Berg überliefert. Dort soll sich ein Tempel der Adrasteia befunden haben. Dieser Berg befindet sich etwa 4 km westlich vom heutigen Bandirma in der Türkei. Kulte der Adrasteia soll es auch in Cirrha (Hafen von
Delphi >>) und weiterhin
Athen >> gegeben haben.
Quellen und Literatur
Bibliotheke des Apollodor 1,1,6
Hyginus, Fabulae 182
Apollonios von Rhodos
Argonautika >> 3,135–141
Platon >> Phaidros 248cd; Antimachos von Kolophon, fr. 53 Wyss. Orphicorum Fragmenta 54; Ammianus Marcellinus, Res gestae (14,11,25)
Strabon 12,575 (12,8,11); 13,588 (13,1,13)
Pausanias >> 10,37,8
Karl Tümpel: Adrasteia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 406–411
Fritz Graf: Adrasteia. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1, Sp. 129–130
Wilhelm Heinrich Roscher: Adrasteia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 77
Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie >> (Wilhelm Heinrich Roscher)
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